Liebe Leser
Seit 1975 leide ich an einer seelischen Krankheit. Zuerst nannte man sie manisch-depressive Psychose, später lautete die ärztliche Diagnose schizo-affektive Psychose. 1999 schrieb ein Arzt erstmalig dekompensierte Psychose. Die Diagnose ist für mich aber nicht wichtig, ich glaube nämlich, dass es sich bei mir um spirituelle Krisen handelt, da ich religiöse Wahnzustände hatte, die ich heute jedoch einordnen kann.
1975 nach der Geburt meines dritten Kindes, eines Sohnes, wurde ich psychisch krank. Als das „Selbstportrait im Spiegel“ im Sommer 1983 entstand, befand ich mich kurz vor dem schwierigsten Schritt meines Lebens und verdrängte die Angst vor der Trennung von meiner Familie. Stattdessen träumte ich davon, zu gesunden und ohne Medikamente auszukommen. Diese Stimmung wollte ich auf einem Foto festhalten. – Während meine drei Kinder im Garten spielten, blickte ich in einen kleinen Handspiegel, den ich auf dem Tisch vor dem Stativ meines Fotoapparates aufgestellt hatte, dann drückte ich auf den Selbstauslöser. Als Orientierungspunkt für die Tiefenschärfe diente mir die Vase mit den Rosen neben meinem Kopf. Auf Anhieb wurde es ein gelungenes Foto.
In meiner dritten Psychose verstand ich die Bedeutung des Wortes „verrückt“. Ich musste etwas Entscheidendes in meinem Leben ändern. Nicht nur gab ich 1980 meinen Beruf als Lehrerin auf, sondern 1984 trennte ich mich auch von meiner Familie. Die stärkste Herausforderung war jedoch für mich, meinem Mann das alleinige Sorgerecht für die Kinder zu überlassen. Nun trug ich Verantwortung nur noch für mich allein und musste lernen, für mich selbst zu sorgen.
Gerne teile ich hier mit allen Interessierten meine Erfahrungen. Andere psychisch Kranke möchte ich ermutigen, sich ebenfalls künstlerisch auszudrücken und mitzuteilen.
Herzlich willkommen auf meinen Seiten!
Annegret Ilse Schebesta